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DKI-Blitzumfrage zur Krankenhausreform: Große Unsicherheit und wenig Vertrauen

Die geplante Krankenhausreform wird von den deutschen Krankenhäuser größtenteils skeptisch bewertet. Nach einer Mitte Juli durchgeführten Umfrage sehen fast 70 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser ihre wirtschaftliche Existenz bis zum Wirksamwerden der Reform im Jahr 2027 ernsthaft gefährdet. 72 Prozent der Kliniken erwarten mittel- bis langfristig keine Verbesserung und sogar 56 Prozent eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage. Am 20. September werden die Krankenhäuser mit einem bundesweiten Protesttag auf die Problematik aufmerksam machen und einen Inflationsausgleich fordern.

An der vom Deutschen Krankenhausinstitut (DKI) in der Zeit vom 17. bis zum 19. Juli 2023 durchgeführten Befragung beteiligten sich bundesweit 448 Allgemeinkrankenhäuser. Sie sollten eine erste Bewertung des am 10. Juli vorgestellten Eckpunktepapiers für die Krankenhausreform abgeben und mögliche Auswirkungen der Reform auf ihr Haus abschätzen. Danach sehen 69 Prozent der Kliniken ihre Existenz kurz- und mittelfristig gefährdet, fast kein Krankenhaus kann seine Ausgaben aus den laufenden Einnahmen decken. Keinerlei Hoffnungen setzen die Krankenhäuserin das Vorhaben, mit der Reform für weniger Bürokratie und weniger wirtschaftlichen Leistungsdruck zu sorgen. Zwei Drittel halten die Ankündigung der „Entökonomisierung“ für ein leeres Versprechen, und sogar 91 Prozent erwarten keinerlei Entlastung bei der Bürokratie. 

Allerdings begrüßt die Mehrheit der Krankenhäuser, dass die Fallpauschalen durch Vorhaltepauschalen ergänzt werden sollen. 28 Prozent der Befragten bewerten dies als sehr gut und 41 Prozent als gut. Auch die mit der Reform intendierte Konzentrierung von Krankenhäusern wird tendenziell befürwortet. Eine Ergänzung und Verlängerung des Krankenhausstrukturfonds zur Umsetzung der Krankenhausreform würden die meisten Häuser begrüßen.

Die Einführung von bundeseinheitlichen Leistungsgruppen und Qualitätskriterien stößt bei den Krankenhäusern auf ein geteiltes Echo. Knapp die Hälfte der Befragten bewertet sie als gut oder sehr gut. Rund die andere Hälfte benotet sie merklich schlechter. Die Möglichkeit, dass die Länder zur Sicherstellung einer bedarfsnotwendigen Versorgung von den bundeseinheitlichen Vorgaben abweichen können, wird hingegen mehrheitlich positiv bewertet.

Die Umwandlung bestehender Krankenhäuser in sektorenübergreifende Versorger trifft bei den Krankenhäusern auf breite Skepsis. Dasselbe gilt für die Idee, die sektorenübergreifenden Versorger zu wesentlichen Bestandteilen der ärztlichen und pflegerischen Aus- und Weiterbildung zu machen.

In der Gesamtschau erwarten die Krankenhäuser durch die Reform eine merkliche Konzentrierung ihrer Leistungen oder Standorte. 44 Prozent der Kliniken rechnen mit Schließungen von Fachabteilungen für ihr Haus,  27 Prozent gehen von Schließungen einzelner Krankenhausstandorte und 15 Prozent von der Schließung des Krankenhauses insgesamt aus. 

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Dr. Gerald Gaß erklärte zu den Umfrageergebnissen: „Gerade die dramatisch pessimistischen Aussichten der Krankenhäuser auf ihre eigene Zukunft müssten ein Weckruf an den Minister und die Bundesregierung sein, jetzt kurzfristig zu handeln und die Kliniken mit einem Inflationsausgleich von den extrem gestiegenen Kosten zu entlasten, die sie selbst nicht mehr tragen können.“ Hier die vollständige Erklärung der DKG.

Die vom DKI veröffentlichte Befragungsergebnisse können Sie hier als PDF herunterladen.

Kliniken fordern mit bundesweitem Protesttag Inflationsausgleich

Die deutschen Krankenhäuser werden am 20. September mit einem bundesweiten Protesttag auf ihre schwierige wirtschaftliche Lage aufmerksam machen. Mit Demonstrationen in mehreren Bundesländern und einer Kundgebung in Berlin fordern die Kliniken einen Ausgleich der durch die anhaltende Inflation extrem gestiegenen Kosten. Die Bundesregierung verweigert diesen Ausgleich bislang. Krankenhäuser können ihre Preise aber nicht an die gestiegenen Kosten anpassen. In der Folge kann fast kein Krankenhaus mehr seine Ausgaben aus den laufenden Einnahmen bezahlen. Viele Kliniken müssen sich überschulden, steuern auf Insolvenzen zu und müssen im schlimmsten Fall schließen. Mehr