Erschöpfung, kognitive Einschränkungen, Atemwegsprobleme und teilweise diffuse körperliche Beschwerden belasten Patientinnen und Patienten, die unter dem Post-Covid-Syndrom (PCS) leiden. Viele Patient:innen sind dadurch arbeitsunfähig und in ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben stark eingeschränkt.
Eine kürzlich abgeschlossene Studie der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e.V. (DGPM) mit 1.100 Teilnehmer:innen zeigt, dass stationäre Rehabilitation mittelschwer Betroffenen helfen kann. Die Teilnehmer:innen litten meist unter Fatigue, kognitiven Defiziten und Atemwegserkrankungen. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer:innen betrug 50 Jahre, 72 % waren Frauen, und 60 % waren seit mehr als sechs Monaten arbeitsunfähig.
Die an der Studie beteiligten Reha-Kliniken verwendeten bei der Behandlung von Patient:innen mit PCS multimodale Konzepte, darunter kognitives Training zur Verbesserung von Gedächtnis und Konzentration, Atemtherapie zur Unterstützung der Atemfunktion, Achtsamkeitsübungen zur Stressreduktion, Psychotherapie in Einzel- und Gruppengesprächen sowie individuell angepasstes Bewegungstraining.
Spezialisierte Reha-Kliniken sind wichtig
„Reha wirkt – auch beim Post-COVID-Syndrom“, bestätigen Prof. Dr. Michael Jöbges, Ärztlicher Leiter der Neurologie in der Schmieder-Klinik Konstanz und Christoph Herrmann, stellvertretender Ärztliche Leiter der Neurorehabilitation der Schmieder-Klinik Gailingen. Die beiden Reha-Experten der Schmieder-Kliniken waren aktiv an der PoCoRe-Studie mitbeteiligt. Christoph Herrmann stellt die guten Ergebnisse bei der Behandlung von PCS in den direkten Zusammenhang passgenauer Therapieansätze: „Voraussetzung ist: Ein individuelles, an das Leistungsniveau der Patient:innen angepasstes interdisziplinäres Therapieangebot mit Schwerpunkt neuro-psychologischer Therapiemodule aufgrund im Vordergrund der Erkrankung stehender Belastbarkeitsminderung (sog. Fatigue) und Störungen der Hirnleistungsfähigkeit (Kognition). Die Betroffenen haben einen besonderen Bedarf an Krankheitsinformation und -verarbeitung, da es sich um eine derzeit nicht kurativ heilbare, chronische Erkrankung handelt. Die Bestimmung und Erweiterung der persönlichen physischen und psychischen Belastbarkeit in Alltag und Beruf (wie auch der Rehabilitation) ist für Erkrankte darüber hinaus ein wichtiger notwendiger Behandlungsschritt für einen Wiedergewinn von Selbstwirksamkeitserleben und damit einer Lebensperspektive. Eine hierfür entsprechend spezialisierte Rehabilitationsklinik für Neurologische Erkrankungen kann den Betroffenen mit dieser komplexen Erkrankung eine wirksame multimodale Therapie anbieten!“
Nachweisliche Verbesserungen
Dass sich die Patient:innen körperlich erholten, zeigen die Ergebnisse der Studie. Objektive Verbesserungen wurden bei der Gehstrecke (von 493 auf 534 Meter), der Lungenfunktion sowie bei den Messwerten für Laktat, pCO2 und pO2 verzeichnet. Auch die psychische Gesundheit der Teilnehmer:innen verbesserte sich. Die Zufriedenheit der Studienteilnehmer:innen war hoch: Rund 90 % bewerteten die Qualität der Behandlung als gut bis ausgezeichnet und würden die Reha weiterempfehlen. Eine große Herausforderung bei der stationären Rehabilitation stellt nach wie vor die Rehafähigkeit der Patient:innen dar. Sie müssen mobil sein, um an den Programmen teilnehmen zu können. Ein Problem ist aktuell weiterhin das Fehlen einer bundesweiten Übersicht spezialisierter Reha-Kliniken. Ein Zertifizierungssystem wird von den Autoren der Studie daher empfohlen, um Betroffenen die Suche nach geeigneten Einrichtungen zu erleichtern.
DAS REHAPORTAL listet Reha-Einrichtungen mit entsprechenden Therapieangeboten, damit Patient:innen mit Long-/Post-COVID-Beschwerden ohne Umwege eine geeignete Klinik finden können. Ein großer Teil von ihnen enthält Qualitätsbewertungen, die bei der Suche nach spezialisierten Reha-Kliniken hilfreich sind.
Fazit
Insgesamt zeigt die Studie, dass eine stationäre Rehabilitation mittelschwer Betroffenen von Post-Covid-Syndrom erheblich helfen kann. Voraussetzung sind spezialisierte Kliniken mit multimodalen Konzepten und eine engmaschige Nachsorge zur Unterstützung der beruflichen Reintegration.